Mit Frau Romer (LEV)

Landschaft erleben und genießen


Landschaft erleben

Das frühlingshafte Grün der Bäume und Gräser, die ersten Blüten von Schlehe, Zwetschge und Löwenzahn lockten knapp 40 Wanderer zu einer überaus interessanten naturkundlichen Wanderung. Organisiert vom Albverein Epfendorf, von Uwe und Gabi Mei und fachkundig begleitet von Frau Christina Romer vom Landschaftserhaltungsverband Rottweil (LEV) wurde die schöne Frühlingslandschaft in Epfendorf erlebt – wenn auch zwei kurze Schneeschauer zwischendurch den Frühling unterbrachen. Der LEV steht für den Erhalt der Landschaft und der Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen. Und auch für die Balance der Interessen von Kommunen, Landwirten und Naturschütze. Dass Frau Romer diese Werte lebt kam sehr authentisch und eine sehr sympathische Art bei den interessierten Wanderern an. Dass Epfendorf für solche Themen geradezu prädestiniert ist zeigte sich im Laufe der Wanderung. Die Erläuterungen zur Landschaft begannen am Ausgangspunkt im Gewerbegebiet Sandbühl. Gleich zu Beginn ein sehr beeindruckendes Beispiel der Tierwelt: ein Uhu –leider jedoch „nur“ in präparierter ausgestopfter Ausführung. Aber durchaus passend: Uhus sind seit einigen Jahren an den Neckarhängen und in den Felsgruppen um Epfendorf wieder heimisch. Dem vom LEV mitgebrachten Exemplar ist vor ca. 2 Jahren leider die Hochspannungsleitung in Epfendorf zum Verhängnis geworden.
Gleich neben dem Gewerbegebiet Sandbühl eine weitere typische Kulturlandschaft der Region: eine Streuobstwiese umgeben von einer Naturhecke. Hier konnte von den Teilnehmern auch die passenden schmackhaften Produkte genossen werden, nämlich Äpfel, Apfelkuchen, Saft und Most. Weiter ging es zum Wassertretbecken am Sandbühlbach. Ein schönes Beispiel wie die Quellen aus den Neckarhängen sprudeln, ein schönes Beispiel für den Erholungswert von Wasser und für das Leben im Wasser von z.B. Flußkrebs und Muscheln und den sensiblen ökologischen Zusammenhängen. Weiter führte der Weg am Waldrand oberhalb der Neckarwiesen, die in Epfendorf teilweise Schutzstatus haben. Sogenannte FFH-Gebiete, die vom örtlichen Biolandwirt Johannes Sauter entsprechend sorgsam bewirtschaftet werden. Er erzeugt dort wertvolles Heu, das auch noch nach Heu duftet. Über den Rindenberg ging es Richtung Käpelleshalde, jedoch nicht ohne Halt um die wunderbare Aussicht ins Neckartal und zur Schlichemmündung zu geniessen und von Frau Romer erläutert zu bekommen. Das Gebiet der Schlichem hier ist Naturschutzgebiet – übrigens das Größte im Kreis Rottweil- und beheimatet viele seltene Pflanzen und Tiere: Eisvögel, Wasseramseln, Wanderfalken. Schön sind auch die partiell mechanisch freigestellten Neckarhänge zu sehen. Die Hänge werden auch durch Ziegenbeweidung freigehalten.  So entstehen offene, karge, sonnige und trockene Lebensräume für seltene Pflanzen wie Alpen- oder Silberdistel, Küchenschelle oder auch gelber Enzian. Zum Abschluss dann: der grandiose Blick von der Marienkapelle oben an der Käpelleshalde runter ins Neckartal. Die Käpelleshalde –eine Wacholderheide mit Magerrasen- wird übrigens vom Landschaftspflegetrupp des Schwäbischen Albvereins mechanisch offen gehalten. Auch hier waren noch Reste der bereits verblühten Küchenschellen, blühende Spitzahorn-Bäume, duftende Wildkräuter wie Thymian, Majoran und Knoblauchrauke zu sehen. Frau Romer präsentierte anhand toller Fotos z.B. von Bockriemenzungen, Bienen- und Fliegenragwurz was unter dem Jahr sonst noch an den Neckarhängen wertvolles zu finden ist. Interessant was die Natur alles kann: so funktioniert der Bestäubungsmechanismus bei der Fliegenragwurz über die täuschend echt aussehende Nachbildung der Blüten einer Fliege, welche Männchen anlockt und so die Pollen weitergetragen werden.
Am Ende der Wanderung waren sich alle einig: Epfendorf hat im wahrsten Sinne viele Highlights. Wunderbare Aussichtspunkte, Neckarhänge, teilweise mit vitalem Mischwald, teilweise als Wacholderheide und karge Freiflächen, Blumenwiesen im Tal und seltene Pflanzen und Orchideenarten vom Türkenbund bis zum Knabenkraut. Das alles sind viele Alleinstellungsmerkmale, die genau das Ausmachen, dass Epfendorf immer eine Reise bzw. eine Wanderung wert ist.