Fackelfeuer 2018

Spaziergang durchs Dorf zum Fackelfeuer
mit Geschichte und Geschichten

Heimat ist dort wo man sich wohlfühlt und wohnt. Spannend wird Heimat zusätzlich wenn es jemanden gibt, der wertvolle Geschichten und wahre Begebenheiten zu Menschen und Bauwerken in Archiven der Heimat entdeckt und die Gabe hat, diese lebendig und mit Freude weiterzugeben.

Erstaunlich, wie man sich die verschiedensten Jahreszahlen, Namen, Verwandtschafts- und Liebesbeziehungen mehrerer Epochen einprägen kann und diese dann punktgenau wiedergeben kann. Eine seltene weitere gleichzeitige Gabe: exzellentes bautechnisches Wissen. Dies alles vereint der Epfendorfer Hobbyhistoriker Hansjörg Pirngruber. Wanderführer Manfred Diechle hatte für den Albverein Epfendorf die tolle Idee, dieses umfangreiche Wissen von Hansjörg Pirngruber mit der Wanderung zum Fackelfeuer zu kombinieren.

So fanden sich über 30 Personen zum Spaziergang mit Geschichte und Geschichten ein. Ein Höhepunkt und Schwerpunkt von Hansjörg Pirngruber waren die verschiedenen Kirchen die schon in Epfendorf erbaut (und wieder abgebrochen) wurden. Angefangen hat es mit einer kleinen einfachen Holzkirche mit Dachreiter statt Kirchturm. Am erstaunlichsten war, dass die alte Remigiuskirche – so wie sie die alten Epfendorfer noch kennen – überhaupt abgebrochen werden durfte. Gott sei Dank wurde der imposante Turm als Zeitzeuge stehen gelassen. Eine kleine Begebenheit am Rande: Wanderführer Manfred Diechle war bei den Ausgrabungsarbeiten in der Kirche vor dem Abbruch damals als junger Ferienjobber hautnah mit dabei. Hansjörg Pirngruber hatte alle Entwicklungsphasen der Kirche extra wunderbar optisch aufbereitet, was sehr zur Anschaulichkeit seiner Erklärungen beigetragen hat.
Nicht weniger interessant war die Geschichte und Großherzigkeit die von Herzogin Hadwig und ihrer Familie zu erfahren war.
Da bei einer Wanderung eine Einkehr immer willkommen ist, wurden vor Ort die ehemaligen Gasthäuser Engel –ehemals eine Schmiede- und Staig in Erinnerung gerufen. Auch hierzu waren originale Bilder vorbereitet, was vor allem der jüngeren Generation half, sich vorzustellen wie es damals war. Noch keine 100Jahre ist es her, dass dort Fuhrwerkspferde mit Wasser und Hafer vor dem Anstieg nach Bösingen gestärkt wurden. Vom Brand im Engel erzählte Hilde Schleyer, wie sie damals als Mädchen ihre ganzen schönen Kleider verlor.

In der Annakappelle war zu erfahren: es wird dort der Standort der allerersten Epfendorfer Kirche vermutet, u.a. weil bei Straßenbauarbeiten in nächster Nähe immer wieder Alemannengräber gefunden wurden. Noch heute läutet die kleine Remigiusglocke der alten Kirche in der Annakapelle jede Morgen um halb sechs.
Abschließend waren auf dem Weg am Wurstbrunnenbach entlang Geschichten zu den Epfendorfer Mühlen von Hansjörg Pirngruber zu hören. Insbesondere von der Fischinger Mühle, der Obere Mühle, der Mittleren Mühle wusste er zu berichten. Und vom Wurstbrunnenbach, der damals wohl richtig wild war. Von der Effizienz von oberschlächtigen Mühlrädern, dem Bezug nach Maria Hochheim und den Erziehungsmethoden im ersten Kindergarten mit strengen Ordensschwestern war zu erfahren. Bei jedem viertelstündigen Kirchturmschlag wurde das Spielen eingestellt und alle Kinder mussten vorsagen: „:..“. Rose Amann hat diesen Satz bis heute nicht vergessen.
Nach einem Schnäpsle aus der Mittleren Mühle war es höchste Zeit, sich zum Einbruch der Dunkelheit zum Entzünden des Fackelfeuers am Bolzplatz zu begeben. Trotz tiefstem Winter und starkem Schneefall hatten die jungen Männer vom Springfield-Team das Fackelfeuer aufgeschichtet. Toll, dass dieses Tradition aufrecht erhalten wird, um den Winter auszutreiben.
Herzlichen Dank an Hansjörg Pirngruber und Manfred Diechle für Ihre Begeisterung für regionale Historie und ihre Bereitschaft, dies im Rahmen einer Albvereins-Unternehmung weiterzugeben.