Schneeschuhwanderung 2019

Warum es sich lohnt, die Schneeschuhe anzuschnallen

Seit einigen Jahren bietet der Albverein Epfendorf Schneeschuh-Touren an. Mal in heimatlichen Gefilden, aber auch schon öfter im Bregenzerwald. So wie auch heuer. 28 gespannte Teilnehmer fuhren früh am Samstagmorgen in die Gegend des beschaulischen Wälderdorfes Sibratsgfäll. Eher ein unbekanntes Ziel, dafür schneesicher, authentisch, ehrlich und still. Eine herrliche Winterlandschaft mit der Kulisse der Gottesackerwände und des Hohen Ifen. Wegen aller dieser Fakten lohnt es sich, Schneeschuhe anzuschnallen und die Natur zu entdecken.

Die erste Tour führte diesmal im Gebiet des Hochhäderichs. Dabei wurde für Einsteiger zuerst die Gehtechnik mit Schneeschuhen und alles was dazu gehört erklärt. Sehr anschaulich erklärte der Touren-Guide außerdem sehr Informatives über das Thema Lawinen. Hier wurde deutlich, dass der Natur immer mit großem Respekt, Fachwissen und Achtsamkeit begegnet werden muss. Wenn sich die Wanderer aber an die Regeln halten besteht keinerlei Gefahr. Unterwegs in 2 Gruppen war der Weg auf Schneeschuhen durch tiefverschneite Fichten, Latschenkiefern und Lärchen in schönster Landschaft bei Nebel und Schneefall wunderbar. Auch ohne Sonnenschein und den scheinbar obligatorischen blauen Himmel entstand eine schöne Stimmung. Eine Teilnehmerin beschrieb diese gar als „mystisch“. Das ganze kombiniert mit sportlicher Betätigung: ein Glücksfall für die Gesundheit.  Eine Einkehr in einer urigen Hütte gehörte selbstverständlich aber auch dazu. Zeit für Regeneration gab es dann später am Abend im Hotel.

Mit Vorfreude und dem Erlernten ging es am nächsten Morgen auf die zweite Tour auf Schneeschuhen. Diesmal direkt ab dem Hotel. Damit jeder auf seine Kosten kam bzw. seiner Sportlichkeit entsprechend unterwegs sein konnte wurden wieder zwei Gruppen gebildet. Dies erwies sich am Ende des Tages als sehr gute Entscheidung, denn: keiner war unter- oder überfordert und damit alle super zufrieden. Die „Rehlein“ um die Führerinnen Sandra und Irene genossen den Schnee auf dem Tobelweg und in Richtung Schönebach Alpe mit viel Bewegung, Genuss und immerhin rund 250 Höhenmetern. Für die „Gemsen“ –angeführt von der sich bestens auskennenden Irmgard – ging es anfangs mäßig, aber stetig zuerst durchs Dorf Sibratsgfäll bergauf. Nach den letzten Höfen wurde die Steigung kräftig und schien fast endlos bis dann nach gut 2 Stunden und schweisstreibenden 500 Höhenmetern stolz das Gipfelkreuz des Renkknies erreicht wurde. 500 Höhenmeter hört sich vielleicht gar nicht so viel an. Aber: auf Schneeschuhen ganz ordentlich. Schon beim Aufstieg wurden immer wieder schöne Blicke in die Bergwelt –insbesondere die Gottesackerwände –genossen. Am schönsten war es jedoch oben am Gipfel, wo jedoch ein eisiger Wind blies. Deshalb wurde der von einem Mitwanderer aus dem Rucksack gezauberte Zirben-Gipfelschnaps erst etwas später in einer windstillen Senke zusammen mit Tee und kleinem Vesper verzehrt. Die Landschaft auf dem weiteren Pfad dann über die Hochfläche erinnerte an vom Wind geformte Sanddünen. Als die „Haupt-Spurenzieher“ Thomas und Daniel irgendwann von anderen Teilnehmern abgelöst wurden, spürten auch diejenigen, die jetzt vorausgingen, dass es ein Vielfaches anstrengender ist, als Erster eine Spur zu ziehen. Aber: als Erster im unberührten Schnee – das ist dafür noch schöner. An Steilhängen wurde beim Abstieg bei einigen das Kind im Manne wiederbelebt und manche rannten sogar ein Stück den Hang hinunter. Kleine Stürze in den weichen Pulverschnee gehörten dazu. Dank Irmgard wurde ein schöner Abstieg direkt zum Hotel entdeckt. Auch das Abwärtsgehen kostete Kraft, die bei beim ein oder anderen dann doch zu schwinden begann. Trotzdem kamen alle sehr glücklich im Hotel an.

Am Ende erlebte die Gruppe noch etwas ganz Anderes, aber nicht weniger Beeindruckendes: Im Rindberg – einem Weiler von Sibratsgfäll steht das „schiefe Haus“. Was hat dies auf sich? 1999 kam es dort über einen Zeitraum von Mai bis Dezember zu einer langsamen, aber enormen Hangrutschung. Riesige Erdmassen rutschten langsam – täglich ca 30 cm- über einer wasserundurchlässigen Lehmschicht ins Tal. Die Häuser rutschten mit. Manche weniger. Manche mehr. Manche –auch eine Kapelle- stürtzten ein. Manche blieben unversehrt. So auch das „schiefe Haus“. Es rutschte unversehrt 18m talwärts. Nicht ein Fenster, nicht eine Fliese bekam Risse. Aber: es steht nun eben total schief und ist als kleines Museum als Erinnerung bzw. zur Veranschaulichung der Naturgewalten begehbar. Birgit – eine junge heimatliebende Wälderin- brachte der Gruppe die Geschichte und Konsequenzen der Hangrutschung für die Dorfbewohner sehr authentisch nahe. Die „Störung“ des Gleichgewichts-Sinnes beim Betreten des schiefen Hauses war ebenso beeindruckend wie die wieder aufgebaute Kapelle.

Mit vielen schönen Erlebnissen, bleibenden Eindrücken und mit leckerem Heumilch-Bergkäse aus der Dorfsennerei ging es gegen Abend mit dem Bus zufrieden wieder in die Heimat nach Epfendorf.Organisiert wurde das Schneeschuh-Wochenende einmal mehr von Uwe und Gabi Mei vom Albverein Epfendorf