Ruine Schenkenburg

Herzogin Hedwigs Zweitwohnsitz am Neckar?

Im Mittelalter muss es ein stolzer Anblick gewesen sein, als von den vielen Bergspitzen des tiefgeschnittenen Neckartales zwischen Rottweil und Oberndorf eine Höhenburg heruntergrüßte. Allen voran die „Hadwigsburg“, die Schenkenburg bei Epfendorf, inmitten des waldeinsamen Gebiets über dem unteren Schenkenbachtal. Ein freistehender, nahezu kreisrunder Kegel trägt hier eine schöne Ruine. Vom ehemaligen Bahnhof Epfendorfs hebt sich der runde Berg am besten von der Hochfläche ab.

blick auf schenkenburg

Das sind die letzten Reste von der Ruine  Schenkenburg. Der Albverein Epfendorf will mit der Ruine Schenkenburg einen weiteren Ausblickpunkt in Epfendorf schaffen.

Im Mittelalter bot sich der schöngeformte Bergkegel, den man sich damals unbewaldet, mit freiem Ausblick  vorstellen muss, regelrecht zur Erbauung einer Burg an. Auf Grund der erhaltenen Burgreste und der mit Unterstützung des Oberndorfer Albvereins vor knapp 100 Jahren von dem Burgenforscher K. A. Koch durchgeführten Grabungen kann auf einen gut befestigten Adelssitz geschlossen werden, der ohne Bergfried war.

Bei dieser Burg dienten ein starker quadratischer Wohnturm mit zwei Meter starken Mauern und eine Ringmauer der Verteidigung. An den Wohnturm schloß sich nach Süden der Burghof mit seinen mächtigen Mauern und dem Haupttor an. Als „stolze Feste“ wie die damals angebrachte Albvereinstafel kündet, schaute die Burg auf dia alte Heerstraße des Neckartales, den späteren Handelsweg von Schwaben in die Schweiz.

Wann und von wem die Burg einst gebaut wurde, kann nicht mehr festgestellt werden. Wenn sie vielleicht auch nicht auf ein so hohes Alter wie die flußaufwärts gelegene Neckarburg, die schon im Jahr 793 erwähnt wird, zurückblicken kann, so muss sie doch vor der vorletzten Jahrtausendwende bestanden haben. Die Franken hatten einst in Oberndorf und Epfendorf mit Umgebung viele Güter zum königlichen Besitz geschlagen. So konnte dann die von Scheffels „Ekkehard“ bekannte Herzogin Hadwig, Witwe des Schwabenherzogs Burkhard II., die öfter vom Hohentwiel auf die Schenkenburg kam, ein Gut in Epfendorf an das Kloster Petershausen-Konstanz vergeben. Dieses wurde von Bischof Gerhard, einem Verwandeten der Herzogin  gegründet. Zu diesem Epfendorfer Gut gehörte auch Besitz in Harthausen, Irslingen, Bösingen, Waldmössingen und Herrenzimmern. Nach Hadwigs Tod (994) bestätigte Kaiser Otto III. diese Schenkung. Auch das von ihr und ihrem Gemahl auf dem Hohentwiel gegründete und durch Kaiser Heinrich II. nach Stein am Rhein verlegte St.-Georgskloster hatte in Epfendorf Besitz.

In Epfendorf war seit der Zeit Hadwigs bis 1924, also fast ein Jahrtausend lang, am 14. Mai ein Jahrtag für die einst mächtige Herzogin. Das Jahrtagsverzeichnis von 1828 gibt den Grund für dieses Gedächtnis an: „14. Mai eine stille, heilige Messe für die Herzogin Hadwig von Schwaben, die auf dem Schenkenberg hausend eine große Wohltäterin der hiesigen Gemeinde war.“ Und jeden Tag betete die Gemeinde für sie bis 1935 nach der Messe ein Vaterunser. Die Armen erhielten bis vor dem ersten Weltkrieg nach diesem Vaterunser alle Vierteljahre an der Kommunionsbank einen grossen Korb voll Brot. Auch über eine von Hadwig gemachte und verbriefte Stiftung des Fischrechts im Neckar lebte die die Wohltäterin im Gedächtnis der Einwohner Epfendorfs fort.

Im 14. und 15. Jahrhundert werden Herren der Schenkenburg öfter erwähnt. So berichtet die Zimmersche Chronik aus dem Jahr 1312 von einem ihrer Lehensleute, dem Schenken, der „das Schloß Schenkenberg inne hat“. 1331 verkauften Eberhard, Burkhard und Hermann, Schenken von Schenkenberg und ihre Schwestern Elisabeth, Catharina und Guta ihren Hof in Epfendorf, der ein Zinslehen der Abtei Stein war, an das Augustinerinnenkloster Oberndorf. Als letzter Insasse der Burg ist aus dem Jahr 1420 Dietrich von Schenkenberg bekannt.

Als um 1500 Epfendorf vorübergehend an die Herren von Zimmern kam, wird Schloß Schenkenburg noch erwähnt. Es ist aber vermutlich danach Burgstall (Ruine) geworden. Denn in dem Kaufvertrag von 1595, nach dem die Stadt Rottweil Epfendorf erwarb, ist von keinem Schloß mehr etwas verzeichnet. Heute künden nur noch Mauerreste von Herzogin Hadwigs Sommerfrische.Nunmehr laufen die Vorbereitungen zur Rettung der spärlichen Überreste der einstigen Burg im dritten Anlauf. Bereits 1908 und 1911 hatte der damalige Oberndorfer Albverein erste Bemühungen zur Rettung gestartet. Nach der Gründung des Epfendorfer Albvereins 1963 wurde gleich 1964 das Thema ebenfalls aufgegriffen. Beide Male scheiterten die Aktionen an den Besitzverhältnissen.

Um dies von vorneherein auszuschliessen nahm der heutige Epfendorfer Albverein seit 2003 Verhandlungen um den Erwerb des Gesamtgründstücks auf. Im Jahre 2006 war dies dann der Fall. Heute ist also die Ortsgruppe Epfendorf mehr oder weniger stolzer „Besitzer“ der Ruine. Nunmehr laufen die Verhandlungen mit dem Landesdenkmalamt in Freiburg wie die Mauerreste erhalten werden können.

Nach 6 Jahren Vision, Planung und Umsetzung konnte nach unzähligen Helferstunden im Sommer 2010 die Wiedereinweihung der Ruine Schenkenburg rühmlich und standesgemäß gefeiert werden.Mit Salutschüssen und stilechter Bewirtung wurden die zahlreichen Gäste empfangen.

Ein würdiges Fest für diesen einmaligen Platz mit Aussicht.